Farben haben einen großen Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Dies könnten wir bei der Einrichtung zu unserem Vorteil nutzen, dennoch sind in Deutschland die meisten Wände weiß. Viele sind sich unsicher bei der Farbwahl und haben Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Dabei lohnt es sich wirklich, Farben in unser Zuhause zu bringen. Denn Forschungen haben gezeigt: Unser Gehirn arbeitet weniger gut in Umgebungen, die überwiegend weiß oder grau sind. Es ist "gelangweilt" davon und driftet ab in eher negative Gedanken. Menschen empfinden weiße und graue Umgebungen weniger angenehm als welche die Grün, Blau, Rot, Orange, Lila oder Gelb enthalten.
Die Erkenntnisse zu Farbwirkungen in diesem Artikel stammen übrigens aus wissenschaftlichen Untersuchungen der Umgebungs- und Farbpsychologie. Ich habe sie aus dem Buch "Designology" von der amerikanischen Umgebungspsychologin Dr. Sally Augustin und aus dem deutschen Fachbuch "Wie Farben wirken" von Eva Heller zusammengefasst.
Blau
Blau erinnert uns an den Himmel und das Meer und weckt in uns Vertrauen, den Eindruck von Kompetenz und Zuverlässigkeit. Es ist kein Zufall, dass die meisten Versicherungen und Banken blaue Logos haben. Blau ist also eine sehr gute Wandfarbe für den Hintergrund für Videocalls für z.B. Berater und Coaches. Es wirkt ausserdem frisch und klar, weswegen die Verpackungen der meisten Pflegeprodukte für Männer blau sind. Da der blaue Himmel und das Meer aus unserer Erfahrung weit weg sind, kommen uns auch Zimmerwände, die in hellblau gestrichen sind, weiter weg vor und machen den Raum optisch größer. Ja, wir Menschen sind tatsächlich so leicht zu täuschen.
Grün
Mit Grün verbinden wir Natur, ökologische Verantwortung und Wiedergeburt (Frühling).
Wenn wir Grün sehen, können wir uns besser konzentrieren und sind kreativer, also eine perfekte Farbe für Arbeitszimmer und Büros. Gedämpfte Grüntöne wie Salbei oder Olivgrün haben dabei zusätzlich einen beruhigenden Effekt und sind auch super für Schlafzimmer geeignet. Frische, kräftige Grüntöne wie Apfelgrün oder Smaragd wirken belebend.
Gelb
Strahlendes Gelb hat eine fröhliche und energetisierende Wirkung und wird mit Sonne in Verbindung gebracht, kann aber auch schnell ablenken. Hier und da ein bisschen Deko oder eine kleine Akzentwand im Flur in sonnigem Gelb ist aber sicher eine gute Idee. Umfragen nach ist sehr helles, grünliches Gelb die unbeliebteste Farbe überhaupt. Wahrscheinlich, weil es genau die Farbe von Gallenflüssigkeit hat. Wenn du z.B. dein Haus verkaufen willst, sind hellgelbe Wände also nicht die beste Wahl.
Orange
Orange hebt die Stimmung und macht uns aktiver. Hat man mit Stimmungstief zu kämpfen oder fühlt sich generell antriebslos, kann es helfen, ein bisschen mehr Orange ins Haus zu holen. Vielleicht auch nur durch Kissen, Bilder oder Vorhänge. Orange war lange aus der Mode geraten, weil viele die Farbe mit den orangefarbenen Plastikgegenständen in Verbindung brachten, die in den 70er Jahren billig produziert wurden und die Haushalte überfluteten. Telefone, Küchenutensilien, Lampen - alles war plötzlich orange. Heute erlebt der Einrichtungsstil der 70er Jahre und damit auch Orange ein Comeback und wir sind mittlerweile daran gewöhnt, dass ohnehin fast alles aus Plastik ist.
Rot
Rot wird mit Lust, Liebe, aber vor allem auch mit Gefahr und Vorsicht assoziiert. Deswegen sind die meisten Verkehrs- und Warnschilder rot. Sehen wir auch nur eine kleine rote Fläche, verschlechtert dies schon unsere Fähigkeit analytisch zu denken. Aber es erhöht unsere Energie und gibt uns kurzfristig das Gefühl von mehr körperlicher Stärke, deswegen ist es z.B. eine gute Wahl für Bereiche, in denen Gewichte gehoben werden. Rot hilft allerdings nicht bei Tätigkeiten, die langfristig Kraft oder Konzentration erfordern. Auf Dauer kann Rot aggressiv machen, weswegen es als Wandfarbe nur mit Vorsicht einzusetzen ist.
Rosa und Pink
Rosa wirkt beruhigend und Pink fördert Optimismus. Besonders Frauen, die bei Forschungen hierzu untersucht wurden, fühlten sich optimistischer beim Anblick von Pink. Rosa und Pink werden auch als feminin empfunden, weswegen sich leider noch viele Männer davor scheuen, was eigentlich schade ist, bei den positiven Eigenschaften, die sie mit sich bringen. Aber persönliches Empfinden sollte immer an erster Stelle bei der Einrichtung stehen.
Lila
Lila wirkt kultiviert, anspruchsvoll und war früher die Farbe der Königshäuser und des Adels. Sie wird auch mit Magie und Mystik in Verbindung gebracht. Ein Lavendelton kann aber auch durchaus beruhigend wirken.
Weiß
Weiß beurteilen wir als modern, sauber, pur und ehrlich. Man denkt an weiße, frische Wäsche, weiße Brautkleider und weiße Friedenstauben. Vielleicht kennst du die Bedeutung der Redewendung "eine weiße Weste haben" -Man ist rein und unschuldig. Weiß ist als Basisfarbe für Räume super, um es mit anderen Farben zu kombinieren, aber ein Raum komplett in Weiß kann auch schnell steril wirken und an Krankenhaus erinnern.
Schwarz
Schwarz wird mit Stärke und Macht verbunden, es wirkt hochwertig und elegant. Ein Gegenstand sieht in Schwarz immer teurer aus als z.B. in Orange. Auch schwarze Möbel aus Metall oder Hochglanz können sehr edel wirken. Eine Wand als Akzentwand schwarz zu streichen, kann einem Raum einen komplett neuen Look geben. Aber Vorsicht, schwarze Wandfarbe ist auch sehr empflindlich und sollte daher nicht auf Flächen gestrichen werden, die viel berührt werden, wie z.B. im Flur oder Treppenaufgängen.
Warme und kalte Farben
Sehen wir warme Farben wie Rot und Orange, haben wir eher Hunger, deswegen wählen Fast Food Ketten auch gerne diese Farben. Es ist also zu überlegen, ob dies eine gute Farbwahl für Küche und Esszimmer ist. Je nachdem, ob man weniger essen möchte oder ob man z.B. ein Kind hat, was fast jedes Gericht verschmäht, egal wie viel Mühe man sich gibt. Orange sorgt aber auch für Gemütlichkeit, da es uns an Feuer und Sonnenuntergang erinnert.
Zeit scheint in Räumen mit warmen Farben langsamer zu vergehen und schneller in Räumen mit kühler Farbgebung. Kalte Farben wie Blau und Grün sind daher die bessere Wahl für Büros und Wartebereiche.
Die Positionierung von Farben
Generell fühlen wir uns wohler, wenn der Boden unter uns den dunkelsten Farbton des Raumes hat und die Zimmerdecke am hellsten ist, denn so kennen wir es aus der Natur. Ein sehr heller Boden oder Teppich kann für Unbehagen sorgen. Dunkle Farben werden als schwerer wahrgenommen, helle als leichter. Ein heller Reisekoffer ist daher eigentlich die klügere Wahl. Deswegen ist es besser, dunkle Farben eher in Bodennähe zu platzieren. Dies erzeugt ein Gefühl von Stabilität. Nicht nur bei Wandfarben und Teppichen, sondern auch beim Stylen von Deko in offenen Regalen.
Es stimmt, dass helle Farben einen Raum größer erscheinen lassen. Wände, die dunkler gestrichen sind, scheinen näher. Dieses Wissen kann man also nutzen, um einen Raum optisch zu formen. Denn Untersuchungen zufolge fühlen sich die meisten Meschen in quadratischen Räumen wohler als in rechteckigen. Deswegen kann man in einem langen schmalen Raum z.B. die kurzen, gegenüberliegenden Wände, die weiter von einander entfernt sind dunkler streichen, um sie optisch heranzuholen. Das gleiche Prinzip kann man bei Zimmerdecken nutzen, um sie entweder höher oder niedriger wirken zu lassen.
Your home - your style
Abschließend sei noch gesagt, dass diese Erkenntnisse auf Forschungen beruhen und für die Mehrheit der Menschen gelten. Natürlich gibt es aber auch kulturelle Unterschiede und persönlichen Vorlieben, die bedacht werden sollten. Wenn du also negative Assoziationen zu einer Farbe hast, solltest du sie auch nicht in dein Zuhause bringen, egal wie trendy sie gerade ist oder ob das Sofa in einer bestimmten Farbe jetzt im Sale günstiger ist. Hier geht es um dein Zuhause - dein "Königreich" und da solltest du nur reinlassen, was dir wirklich gefällt und gut tut.
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